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Das Sommerekzem
Das Sommerekzem
Was ist Sommerekzem?
Als Sommerekzem bei Pferden wird die allergische Reaktion auf
den Biss der Kriebelmücken verstanden, welche sich durch
starken Juckreiz der Pferde, vor allem an Stellen mit senkrecht
stehenden Haaren wie Mähnenkamm, Schweifrübe und
Bauchnaht äußert. Das Pferd versucht diesen Juckreiz zu lindern,
indem es sich schubbert, schlägt und beißt - verursacht aber
leider dadurch nur noch mehr Juckreiz. Dieses Verhalten des
Pferdes kann dann in weiterer Folge zu offenen und wunden
Stellen führen, die sich im schlimmsten Fall auch entzünden
können. – Dies alles gilt es zu verhindern. Das Sommerekzem gilt nach derzeitigem Stand der Wissenschaft als
nicht heilbar.
Aber wichtig ist, dass Sie wissen, dass mit viel Engagement und Pflege die Chancen sehr gut stehen, dass Ihr
Pferd ein sehr normales Leben führen kann. Dieses Ziel erfordert jedoch viel Ausdauer und Geduld sowie
gegebenenfalls ein gewisses Umdenken in manchen Bereichen und Anpassung der Fütterung, Haltung und
Pflege des Pferdes an die Bedürfnisse eines Pferdes mit Sommerekzem.
Leidet mein Pferd an Sommerekzem?
Zu Beginn muss erst einmal mit Sicherheit festgestellt werden, ob es sich bei dem betroffenen Pferd um
Sommerekzem handelt, oder „nur“ um einen Pilz oder Hautparasiten. Nicht jedes Pferd, das an Juckreiz und
trockener Haut leidet, oder empfindlich auf den Biss der Kriebelmücken reagiert, ist gleich ein Ekzemer. Die
endgültige Diagnose, ob es sich bei Ihrem Pferd wirklich um Sommerekzem handelt, kann nur ein Tierarzt stellen
(z.B. durch Blutanalyse/Allergietest). Es gibt jedoch gewisse Anhaltspunkte, durch die man sehr wahrscheinlich
sagen kann, ob ein Sommerekzem vorliegt.
Eindeutige Anhaltspunkte sind:
1.) Der starke Juckreiz, verbunden mit den aufgescheuerten Stellen und abgeschubberten Haaren, ist nur in der
warmen Jahreszeit (etwa März bis Oktober) zu beobachten. Bei windstillem, feucht-warmem Sommerwetter hat
es Ihr Pferd besonders schwer. Bei trockener Hitze, kühl-regnerischem oder windigem Wetter geht es ihrem
Pferd besser.
2.) Die betroffenen Stellen sind vor allem auf Mähnenkamm, Schweifrübe, Bauchnaht, Brust oder Kruppe (Stellen
mit senkrecht stehenden Haaren) beschränkt.
Was ist die Ursache für das Sommerekzem?
Sommerekzem ist eine allergische Reaktion, die leider noch sehr
wenig erforscht ist. Mit ziemlicher Sicherheit kann man jedoch
sagen, dass es nicht DIE Ursache gibt. Bei Sommerekzem
handelt es sich um eine sehr vielschichtige und komplexe
Erkrankung, bei der mehrere ungünstige Faktoren
zusammenspielen. Es kann sein, dass ein Ekzemer die
Allergiebereitschaft bereits seit Geburt in sich trägt (Theorie der
Vererbung) und/oder diese durch gewisse ungünstige
Umstände gefördert wird. Die Allergiebereitschaft eines Pferdes
wird beispielsweise durch Fehlernährung (insbesondere zu eiweißreiche und fette Ernährung)
Bewegungsmangel (Bewegung kurbelt Stoffwechsel an) oder Stress und psychische Probleme (Verlust einer
Bezugsperson, Stallwechsel, rangniedriges Pferd, falsche Haltung etc.) gefördert.
Insbesondere Fehlernährung kann zu Störungen der Darmflora und Stollwechselproblemen führen, welche sich
wieder begünstigend auf Allergiebereitschaft und Hautprobleme auswirken können. Denn wenn der
Stoffwechsel nicht richtig funktioniert, funktioniert auch der Haut- und Zellstoffwechsel nicht mehr richtig, und
die Haut ist noch angreifbarer.
Unbestritten ist jedoch, dass der unmittelbare Auslöser der allergischen Reaktion die Kriebelmücke ist, welcher
ich auch eine eigene Informationsseite gewidmet habe.
Warum ist mein Pferd betroffen und warum jetzt?
Häufig betroffene Rassen sind Robustrassen. Vor allem Isländer,
Haflinger, Noriker, Tinker und Friesen. Pferde, die direkt aus
Ländern oder Regionen importiert werden, in denen es
keine/wenige Kriebelmücken gibt sind besonders oft von
Sommerekzem betroffen.
Robustrassen könnten häufig betroffen sein, da sie auf karges
Futter und viel harte Arbeit ausgelegt sind. Als Freizeitpferd
bekommen sie bei uns heutzutage meistens für ihre Rasse zu
fettes und eiweißhaltiges Futter in Kombination mit zu wenig
Bewegung und Arbeit, was die Allergiebereitschaft fördern kann.
Es sind aber längst nicht nur mehr Robustrassen vom
Sommerekzem betroffen! Bis vor einigen Jahren war das
Sommerekzem mehr oder weniger nur bei Isländern bekannt, mittlerweile kommt die allergische Reaktion bei
fast allen Rassen vor. (Araber, Warmblut, Foxtrotter, PRE,…)
Meiner Erfahrung nach leidet heutzutage etwa jedes 10. Pferd an Sommerekzem. Warum? Abgesehen davon,
dass unsere Erde an einer generellen zunehmenden Verschmutzung leidet, könnte ein guter Grund dafür, dass
man Sommerekzem früher nicht kannte, sein, dass Pferde hauptsächlich im Stall gehalten wurden. In der
artgerechten Offenstallhaltung haben Pferde viel mehr Kontakt zu den allergieauslösenden Kriebelmücken als in
reiner Stallhaltung – vielleicht sogar noch ohne Koppelgang.
In vielen Turnierställen ist es bis heute so, dass Pferde selten auf Koppeln kommen - in diesen Ställen findet man
kaum Sommerekzem, da Kriebelmücken geschlossene Räume meiden. Ob diese Haltungsform auch
pferdegerecht ist, ist eine andere Frage.
Kaum ein Pferd leidet von Geburt an an Sommerekzem. Dies ist auch der Grund, warum ein Pferd meist
jahrelang keine Probleme hat und plötzlich, eines lieben Jahres im März, wie verrückt zu schubbern beginnt und
seine Besitzer ratlos macht. Der genaue Grund dafür ist unbekannt, es könnte jedoch an der hormonellen
Umstellung des Pferdes vom „Kindesalter“ in das „jugendliche Alter“ oder vom „jugendlichen Alter“ in das „junge
Erwachsenenalter“ liegen. Sehr viele Pferde betrifft es im Alter von etwa 4 bis 7 Jahren. Nur wenige Pferde fangen
z.B. an, als 15 – jährige an Sommerekzem zu leiden. Falls doch, ist die Ursache dafür meist in einem der oben
genannten Gründe zu suchen.
Was kann ich tun um meinem Pferd zu helfen?
Wie eingangs erwähnt, ist es für die langfristige erfolgreiche
Behandlung des Sommerekzems nötig, dass der Besitzer
Ausdauer, Engagement, Geduld und Einfühlungsvermögen
mitbringt. Sommerekzem ist eine komplexe Erkrankung, bei der es
nicht DIE „Heilungsmethode“ gibt, abgesehen davon, dass
Sommerekzem ja als nicht heilbare Krankheit gilt. Ihr Pferd wird
die Allergiebereitschaft immer in sich tragen, aber sie können
durch die richtige, ganzheitliche Behandlung eine (völlige)
Symptomfreiheit erreichen. Es ist mehr als unseriös, wenn Ihnen
irgendwer Produkte verkaufen will, ohne Hinweise darauf, was bei
Pferden mit Sommerekzem sonst alles zu beachten ist! Denn ein
Ekzemer hat sehr spezielle Bedürfnisse, was Haltung, Futter,
Pflege und Umgang betrifft.
Ich habe zu jedem der wichtigen Themenbereiche für Pferde, die empfindlich auf den Biss der Kriebelmücke
reagieren, eigene Informationsseiten zusammengestellt, in denen ich Ihnen ausführlich erkläre, was bei der
Pflege eines Pferdes mit speziellen Bedürfnissen zu beachten ist und warum diese so wichtig ist, was bei der
Haltung wichtig ist und warum sie einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung oder Verschlechterung des
Zustandes leistet, was das richtige Futter ist, warum und was im täglichen Umgang mit dem Pferd von
besonderer Bedeutung ist.